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Muttertags-Regensonntagsgedanken

Heute morgen:

Es regnet leise vor sich her. Ich beschliesse im Bett zu bleiben. Mein Kater kommt zum Kuscheln. Schnurrend dreht und wälzt er sich und fühlt sich sichtlich wohl, auch wenn er seinen Bruder vermisst, der vor 2 Wochen verschwand. Kaffee oder Kater? Kaffee Kater natürlich! Wir dösen und ich lasse meine Gedanken frei… Muttertag.

Gestern haben sich die Kids hier im Arbeitszimmer verbarrikadiert, um Geschenke für ihre Mütter zu basteln. Auch ich tat das früher. Außerdem gab es einen abwasch-freien Tag für meine Mama, das haben wir Kinder übernommen. Muttertag. Einmal im Jahr wird man daran erinnert. Warum eigentlich? Sind wir denn so vergesslich und egozentrisch, dass wir wirklich immer wieder die guten Dinge und Menschen um uns herum vergessen? Die Mutter, die uns geboren, gehegt und gepflegt hat? Die uns in den Schlaf gesungen, die unserer aufgeschlagenen Knie verarztete, und Lieblingsgerichte kochte?

Nein, natürlich war nicht alles eitel Sonnenschein, das gibt es nicht und ich will nicht lügen. Aber ich selbst in den heftigsten Streitereien habe ich gesehen, wie sie darunter gelitten hat. Wenn ich meine Mutter mit Ignoranz oder Verachtung strafte und einen Graben schuf, der uns von einander fern hielt, dann hat sie dennoch nicht aufgegeben.

Wir vergessen schnell das Gute, was wir erfahren (das Schlechte dagegen erinnern wir all zu oft viel zu lange). Wir sind schnell bei uns und unserem gefühlten Mangel. Und all zu oft nehmen wir die Menschen um uns herum dann gar nicht mehr wahr. Ja, so scheint es wohl.

Ich gestehe, es gab Zeiten, da habe ich nicht viel und nicht gerne an meine Mutter gedacht. Ich war schwer beschäftigt, mein eigenes Leben in den Sand zu setzen und eine Mutter hätte nur gestört, und: wer versteht schon die unermessliche Weisheit eines verpunkten Teenagers??? Doch wenn ich so an diese Zeiten denke, dann bin ich überzeugt: je weniger ich an mich oder meine Mutter gedacht habe, je mehr hat ihr Herz um mich gezittert. Sie hat mir freie Leine gelassen, sie wusste, sie würde mich nicht halten können in meinem Trotzkopf, aber in ihrem Herzen hat sie mich getragen, jeden Tag. Sie war da für mich. Vieles konnte ich damals nicht sehen und erst der Abstand brachte uns wieder zu einander. Heute sind wir Mutter und Tochter, wir lachen miteinander, haben jede Menge Spass wenn wir uns sehen. Sie macht sich sogar alleine 6 Wochen auf nach Afrika, um zu sehen, wie ich hier so lebe…

Ich selbst bin keine Mutter, auch wenn ich viele Kinder um mich habe. Und ich weiß nicht, ob so einer Aufgabe gewachsen wäre. Denn es ist die Mutter, die ihr Kind beschützt und trägt. Es ist die Mutter, die wohl unermesslich leidet, sieht sie ihr Liebstes Leid erdulden oder auf die schiefe Bahn kommen. Es ist die Mutter, die das Liebste ziehen lassen muss, denn man kann Kinder weder halten noch über beschützen. Und ich weiß nicht, ob ich das so könnte.

Es ist Muttertags-Regensonntag in Uganda. Ich bin etwas melancholisch, auch etwas krank und angeschlagen, aber vor allem bin ich dankbar. Meine Mutter ist meine Heldin und ich werde ihr dankbar sein für ihre Liebe und Treue bis ich meinen letzten Atemzug mache.

wer sie etwas kennenlernen will, kann hier in ihren WebLog nachlesen…

Kategorien:egoman, nachdenkliches Schlagwörter:
  1. Hans-Gunter Herrmann
    24. Mai 2010 um 14:43

    Hallo Miriam
    Zu deinen Muttertagsgedanken möchte ich etwas anfügen.
    Auch Väter können einfühlsam, mitfühlend und besorgt sein. Als Vater leidet man genauso unter Zurückweisung ihrer Kinder wie es auch die Mutter treffen kann. Habe die Erfahrung gemacht, das Mütter manchmal weniger Rücksicht oder Verständnis für ihre Kinder haben als der Vater. Gerade wenn es um das Verhältnis zwischen Mutter/Tochter geht.
    Habe deinen neuen und einiges vom alten Blog gelesen. Ich wünsche dir viel Mut, Kraft und Ausdauer.
    Liebe Grüße von HGH

    • 24. Mai 2010 um 15:34

      Lieber Hans-Gunter,
      vielen dank für Deine Anmerkung. Du hast natürlich absolut recht! Da ich aber vaterlos groß geworden bin, fliessen solche Gedanken natürlich nicht ein. Umso wichtiger Dein Commernt dazu! Wobei noch anzumerken sei, dass es viele jahre gab, wo auch meine Mutter und ich uns nach 2 Minuten Gespräch regelmässig in den Haaren hatten. Es ist nie alles eitel Sonnenschein und das war es auch bei uns nicht, ganz bestimmt nicht. Aber wichitg ist, wo wir jetzt sind und dass wir beide nicht aufgegeben haben.

      In diesem Sinne wünsche ich auch Dir, dass Du nicht aufgibst, sei es als Vater oder als Sohn…

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