Leben im Kraal

Jean ist unsere Ethno-Veternärin, hat sich bereits seit Jahren einen Namen gemacht als Spezialistin für „einheimische Naturheilkunde im tiermedizinischen Bereich“ in Karamoja, so sag ich das mal. Daher wird sie immer wieder auf Konferenzen eingeladen, in Asien, Europa, Afrika und in den Staaten, überall sie ist gefragt. Und so stand für diesen Monat eine Konferenz in Äthiopien an (ist gerade zu Ende gegangen).

Ja, und im Zuge dessen haben wir uns im August 2011 zusammen auf Research-Tour gemacht. Ich war mehr oder weniger die Frau für alles:

Fahrer, Koch, Babysitter, Kaffee-Kocher, Fotograf, Lektor, Designer, Tippse uvm

Es hat Riesenspass gemacht, wenngleich so manche Nacht überhaupt nicht zu Ende ging, weil wir unter Zeitdruck durch gearbeitet haben. Themen waren zum einen „Hungerfoods“ (was essen die Menschen, um in Dürrezeiten zu überleben) und linguistische Beweise für Klimawandel. Wir interviewten und erforschten in den Wochen 8 der 11 Stämme in Karamoja, hatten interessante Gespräche (wobei ich ja nicht so viel verstehe, mein Ngakarimojong ist sehr limitiert im Gegensatz zu Jean’s) verschiedene und tolle Erlebnisse.

Eine der eindrücklichsten Nächte war die, die wir im grössten Craal im land der Jie verbrachten.

Die Jie sind der verschrieenste Stamm, da sie als brutal und kriegerisch gelten. Die Gegend ist sehr karg und befindet sich in der Mitte Karamoja’s im Kotido-District. Ein Craal ist ein rieseiger Freiluft-Stall. Bis zu 150.000 Tier kann so ein Craal fassen. Sie alle gehören natürlich unterschiedlichen Familien und so gibt es hunderte Sektionen, abgetrennt durch Dornen. Es ist die Aufgabe der Jungen und Männer. Sie sind verantwortlich für Rinder, Schafe, Ziegen und Esel. Jeden Abend kommen diese zigtausende von Tieren in den Craal und jeden morgen ziehen sie wieder auf Weideland.

Diese Zusammenschlüsse gibt es, um den Raubzügen der anderen Stämme vorzubeugen, denn hier sind mehr Männer und auch Armee (Gewehre!) zur Verteidigung da.

Durch Zufall stiessen wir auf diesen Craal, der erst seit 2 Monaten existiert (sie sind temporär). Wir stoppten, redeten mit den Männern, da hier auch viele Aktivitäten zu sehen sind und wir sie interviewen wollten. Wir waren alle so begeistert, dass wir beschlossen, auf dem Rückweg hier zu übernachten, was wir auch taten.

Mitten im Nirgendwo sassen wir mit den Ältesten abends am Feuer, lernten über Pflanzen, Gebräuche, über Sprache und ihr Leben. Wir bauten unsere Zelte  zwischen den Rindern und Eseln auf und hatten einen eindrücklichen Abend mit frisch gemolkener Milch (beim zweiten Besuch war diese dann mit frischem Blut gemischt *lach*)

Hier ein paar Eindrücke:

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Wenn ich könnte und wir die Möglichkeit hätten, dann würde ich gerne öfter auf Research-Tour gehen. Es ist einfach total spannend, so mittendrin zu sein, Gemeinschaft zu haben und von den K’jong zu lernen.

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