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Posts Tagged ‘Gesundheit’

das Drama um HIV lebt auch in Uganda

29. August 2012 Hinterlasse einen Kommentar

stop AIDSDieser Beitrag lag schon einige Zeit als Entwurf, doch schliesslich wird er nun veröffentlich. Ein Nachruf und ein Aufruf zugleich:

Als wir am Freitag (Mitte Juli 2012) aus Karamoja kamen, wurde ich mit der Nachricht empfangen, dass Beatrice wenige Stunden vorher an den Folgen von AIDS gestorben war. Beatrice war nicht nur eine sehr gute Angestellte im Kingfisher, sie war auch Freundin und vor allem eine Kindheitsfreundin von Chandia und Sarah. Doch selbst das ist noch nicht das ganze Drama…

Das Drama ist, dass Beatrice im Rahmen von Kingfisher vor über einem Jahr positiv getestet wurde (anonymer Service einer befreundeten Ärztin), sich aber nie für ein Programm angemeldet hat. Kingfisher unterstützt HIV-positive Angestellte. Zur Zeit sind 2 im Programm und es wird nach ihnen geschaut. KF stellt sicher, dass sie Medikamente bekommen, regelmässig ihren Status prüfen etc.

Doch Beatrice hat sich nicht gemeldet. Anfang des Jahres schliesslich wurde sie krank mit TB. Wir liessen sie einweisen, sorgten für Behandlung und erfuhren, dass sie HIV+ ist. KF drängte auf Medikamente und es wurde gesagt, sie bekäme welche. Wie sich später herausstellte, bekam sie nur Medikamente für TB.

Es werden in Uganda keine HIV-Medikamente „verplempert“, wenn man sich das denn sparen kann. (so sag ich das mal ganz böswillig, dennoch scheint es Fakt zu sein). Der CD4-Count bei ihr lag zum Schluss bereits unter 20 und dennoch bekam sie keine HIV-Medikamente (bei gesunden Menschen liegt die CD4-Anzahl mindestens bei 1000-1500 und nach WHO sollte mittlerweile bei nem Count von 350 mit antiretroviralen Medikamenten begonnen werden!). Nicht so bei Beatrice.

Sie starb an dem Tag als ich aus Karamoja nach Jinja kam. Ihr Vater ist Initiator und Vorsitzender einer Organisation für HIV-Kranke, ihre Mutter ist Oberschwester in einem Krankenhaus. Nun kann der Papa schön viele Gelder/Spenden mit dieser anrührenden Geschichte sammeln, doch Beatrice ist tot. Sie hinterlässt mehrere Kinder, der Jüngste ist noch nicht mal 3.

Die ganzen letzten Monate haben sich die Eltern in keinster Weise um Beatrice gekümmert. Es waren das Hotel, seine Direktoren und die Angestellten, die Essen gekocht, sie gepflegt und gewaschen haben. Von den Verwandten keine Spur.

HIV positiv woman

An HIV positive woman rests in her bed in Kampala, Uganda. Photograph: Marco Di Lauro/Getty Images

So ist Leben und Sterben in Afrika. Ich hätte früher nicht gedacht, dass HIV/AIDS in einem Land wie Uganda noch ein Tabu-Thema ist, doch genau das ist es. Mit einer Infektionsrate von 6-30% (je nach Gesellschaftsschicht) kann es sich dieses Land ganz bestimmt nicht leisten, so mit dieser Krankheit umzugehen!

Nur rund 55% der Erwachsenen, die eine Behandlung bräuchten, erhalten diese. In den letzten 5 Jahren hat sich etwa eine halbe Million Menschen im Land neu infiziert. Bei den Kindern sieht es noch schlimmer aus: nur etwa 26% erhalten die lebenswichtige ART (Quelle: IRIN) und jedes Jahr werden etwa 25.000 Kinder neu infiziert. Die Zahl der Superinfektionen (1,55/100)  ist höher als die der Neuinfektionen (1,15/100). Mehr als 800.000 Menschen sind bereits an den Folgen von AIDS in diesem Land gestorben.

Jedes Jahr werden Medikamente im Wert von hundertausenden von Dollar weggeschmissen, weil sie abgelaufen sind. Doch Beatrice bekam kein einziges dieser Medikamente, das ihr hätte helfen können, ihr Leben zu leben und ihre Kinder gross zu ziehen.

Wann wacht man hier endlich auf?

Malaria

15. Juli 2012 4 Kommentare
Jean an Infusion

Jean an Infusion

5 Jahre habe ich erfolgreich geglaubt, dass ich einfach keine Malaria bekommen kann. Habe  mich nie sonderlich um Vorbeugung bemüht, selten unter Moskitonetzen geschlafen und kam mir mittlerweile schon komisch vor, dass alle anderen immer mal wieder daraun erkranken, nur ich nicht.

Dieses Jahr habe ich mich um zwei Malaria-Fälle gekümmert. Zuerst Jean (ihr erinnert Euch, ich habe meine ersten Infusionen gelegt und es war ziemlich knapp bei ihr und schliesslich flog sie zurück in die Staaten, um sich richtig zu erholen. Hier der Artikel dazu).

Vor ein paar Wochen dann bekam Summer Root, neuestes Team-Mitglied, Malaria als wir in Nabilatuk waren. Auch um sie kümmerte ich mich, wobei ich selber mit Amöben und Würmern etc. darnieder lag.

Tja und dann, vor zwei Wochen wurde sie am Wochenende (nachdem wir die Leiche des Bruders eines Angestellten in eine Dorfgemeinschaft zur Beerdigung gefahren hatten) erneut krank mit Malaria.

Komischerweise fühlte auch ich mich nicht so gut. Hämmernde Kopfschmerzen, Fieber und Schüttelfrost… Während Summer ihre Behandlung startete, versuchte ich, das Nötigste zu machen (Feuer, heiss Wasser, Wasserkanister in Dusche etc), obwohl ich nur durch die Gegend schwankte und immer nur eine Stunde am Stück wach war. Melissa Graham, unsere Tierarztstudentin aus Australien, war zu der Zeit weg, um bei einer anderen Tierärztin in Karamoja ein bisschen zu lernen. Doch Montag sollten wir sie und ihr Schwester, die aus Australien landete, aus dem 90km entfernten Moroto abholen.

Ich hatte am WE einen Malaria-Schnelltest gemacht, der negativ war und tippte daher erneut auf Brucellosis, doch das konnte nicht in Nabilatuk gecheckt werden. Wie auch immer, ich entschloss mich, die 250km lange Rundfahrt zu machen und ein bisschen weiter zu fahren, um mich in Matany, dem grössten und besten Krankenhaus des Ostens testen zu lassen. Das sollte eine Quälerei werden:

Das Krankenhaus in Matany ist wirklich gut. Vor vielen Jahren von italienischen Ärzten erbaut, geniesst es einen ziemlich guten Ruf. Gut, für deutsche Verhältnisse ist es immer noch krass rückständig, aber für ugandische ist es sehr gut. Ich bin also dahin, habe meine Daten aufnehmen lassen, die Geschichte etc. dann sollte ich Ärzte sehen. Über eine Stunde war bereits vergangen und als ich um die Ecke schaute sah ich, dass gut 40-50 Patienten auf Ärzte warteten. Ausserdem war nur ein Arzt da, es würde also ewig dauern. Ich bin dann wieder zur Rezeption und bat, einfach direkt zum Labor gehen zu können, da ich ja wusste, was ich testen lassen wollte. nach einigem Hin und Her ging das dann auch. Ich hab mich im Truck hingelegt, da mein Fieber wieder hoch ging und ich starke Kopfschmerzen hatte. Eine Stunde später kam das Ergebnis: Brucella count: 160, Malaria count: 180

Mit der Brucella Zahl konnte ich etwas anfangen, wusste, dass es noch Zeit hat, dies zu behandeln, da man erst ab 320 positiv/krank ist. Mit dem Malaria-count konnte ich nix anfangen, da ich ja noch nie Malaria hatte und im Rest des Landes nur von + oder ++ oder +++ die Rede ist.

Ich wollte nun die Medikamente bekommen, doch da ich keinen Arzt gesehen hatte, wollte mir keine die Medis geben, obwohl ich wusste, was ich wollte. Mittlerweile war Mittagspause. Die Ärzte würden vor 3 Uhr nachmittags keinen Patienten sehen, ich musste noch Melissa und ihre Schwester abholen und insgesamt 3 Stunden zurück fahren. Ich verliess das Krankenhaus ohne Medikamente, da ich wusste, dass ich Pillen für Malaria zuhause hatte.

Gut, um die Geschichte kurz zu machen: nach einigem Hin-und Her habe ich Melissa und Schwester aufgesammelt und bin schliesslich abends nach 11 Stunden fahren und warten nach Nabilatuk zurück gekehrt. Dort habe ich dann meine erste Dosis genommen.

Am nächsten Tag ist Summer (der es mittlerweile wieder besser ging, da sie nur eine leichte Malaria gehabt hatte) zu der Klink der Presbyterianer gefahren, da sie dort die Medikamente für Brucellosis hatten. Ich habe ihr einfach meinen Befund mitgegeben, damit die Krankenschwester entscheiden kann. Als sie zurück kam, war sie etwas aufgeregt und sagte, wir müssten sofort ins Krankenhaus, ich bräuchte Infusionen evtl sogar eine Bluttransfusion. Die Medikamente, die ich nahm, wären nicht stark genug, meine Parasitenlast gigantisch, eigentlich sollte ich tot sein. Die meisten Weissen sind bereits mit nem Count von 4-10 richtig krank, das höchste, von dem ich gehört habe war 40, ich hatte 180, das grenzt für Schwarze wie Weisse an ein Wunder…

Gut, wir sind also ins Health Center in Nabilatuk gefahren, wo man mich an den Tropf legte.

Nabilatuk Health Center

Nabilatuk Health Center

Die Medikation sieht vor, dass man über 4 Stunden hinweg eine Quinin-Glucose-Mischung bekommt, dann 4 Stunden ruht, dann erneut. Das Ganze 3x innerhalb von 24 Std. Nach der ersten Stunde, beschlossen wir, dass ich auch in meinem eigenen Bett liegen könnte, der Zugang war ja gelegt. So lag ich Zuhause und dämmerte vor mich her. Während der zweiten Infusion rutschte der Zugang raus. Es war abends und keiner mehr im Health Center zu erreichen. Wir bekamen auch keinen Zugang mehr gelegt. Das bedeutete, ich würde nicht die Dosis bekommen, die ich dringend brauchte und musste bis zum nächsten Morgen warten.

In dieser Nacht habe ich nicht viel mitbekommen. Mein Fieber war irre hoch, ich kaum bei Bewusstsein. Summer kam alle Stunde, kühlte mich und bangte um mein Leben (so erzählte sie mir später). Ich weiss, dass ich zwischendurch aufgewacht bin und wusste, dass es nicht gut um mich steht, und dass es gut sein könnte, dass ich auf meine letzten Tage hier in Karamoja evtl tatsächlich mein Leben lasse. Ich dachte an meine Mutter, daran, dass wir über Sterben, Tod und Beerdigung geredet hatten und ich war froh, dass wir beide uns darüber klar waren, dass es durchaus möglich wäre, dass ich nicht von meinem Einsatz wiederkehren würde.

Am nächsten Morgen sind wir wieder ins Health Centre gefahren, doch es waren keinerlei Venen mehr zu sehen. Es dauerte gut eine halbe Stunde bis sie endlich eine Vene fanden, es scheint, es war bereits viel Blut zerstört worden und ich trank kaum, da ich ja kaum bei Bewusstsein war. Selbst ich hätte nicht gewusst, wo ich einen Zugang gefunden hätte. Dieses Mal hat es geklappt, Melissa und Summer konnten alle Infusionen legen und am Donnerstag ging es mir besser. Ich musste meine erste Behandlung (Duo-Cortexin) noch zu Ende führen und war somit noch 2 weitere Tage auf Medikamente. Mir ging es zwar besser, aber ich war unglaublich schwach. Ich hatte in nur 4 Tagen 5 kg abgenommen. Alle Muskeln taten weh, sobald ich sie bewegte, ich hatte immer noch hämmernde Kopfschmerzen und schlief 18 Std/Tag. Das alles waren wohl Nach- und Nebenwirkungen von Quinin und dem Blutverlust (durch die Zerstörung durch Parasiten). Seit 3 Tagen geht es mir nun wieder gut und ich bin bei Kräften, habe keine Kopfschmerzen mehr und bin somit auch flugfähig.

Das waren intensive Tage und Nächte. Manche habe ich nicht wirklich mitbekommen und es war doch sehr denkwürdig, so nah am Tod zu sein und sich im Delirium damit zu beschäftigen. Doch meine Zeit war noch nicht abgelaufen, und so bin ich gespannt, was die nächsten Monate so bringen werden….

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CAHW-Training und Selbstversuche

26. Mai 2012 1 Kommentar

CAHW, das sind Community Animal Health Workers. Karamojong, die wir trainieren, um die am bekanntesten Krankheiten zu behandeln. In Trainings behandeln Themen wie körperliche Untersuchungen und Diagnosen, Behandlungsarten, Injektionen, von Zecken verursachte Krankheiten, Heilpflanzen und ihre Zubereitung und Anwendungsgebiete etc.

In den letzten Monaten haben wir nahezu jede Woche ein Training gemacht und diese Zeiten sind echt gut. Wir als Team haben zwar das medizinische Wissen, aber die K’jong haben das  der lokalen Pflanzen und ihre eigene Art, zu diagnostizieren. So sind immer beide Seiten Lernende und Lehrende. das macht Spass und fördert Zusammenarbeit und Teamgeist. Die Trainings haben total Spass gemacht und führten zu Selbstversuchen meinerseits:

Ich habe seit Monaten Problem mit meinem Magen und meiner Verdauung und nachts ist mir immer übel. Habe zwischendurch einen Hardcore-Rundumschlag gemacht mit 4 verschiedenen Medikamenten. Kurzzeitig brachte das auch Besserung, doch schon bald war ich wieder schwach und konnte kaum essen. Ich hörte über einen Baum, dessen Rinde man zerstampft, aufkocht und dann mit lokalem Bier (zum Gären gebrachtes Sorghum) mischt („Ekapangiteng“). Ich hatte nichts zu verlieren und beschloss, dieses mal auf „indigenous knowledge“ zu bauen. Gesagt, geordert, gekocht, getrunken. Da ich mehr als genug Rinde hatte, machten auch gleich unsere „chick-ladies“ mit. So tranken wir gemeinsam das Gebräu. Ich hatte zuvor verschiedenste Geschichten gehört, was man alles für Symptome bekommen könnte nach Einnahme, doch bei mir passierte nichts. So dachte ich. Doch 2 Tage später realisierte ich, dass ich die ganze Zeit über gegessen hatte und das ohne Probleme und nächtlicher Übelkeit… Nun werde ich mir in ein paar tagen noch einmal dieses gebräu kochen, um einen eventuellen Larven-Würmer-Zyklus zu durchbrechen. Was ich nun genau hatte, weiss immer noch keiner. Ekapangiteng soll gegen verschiedenste Sachen helfen… „Alles, was schlecht ist, wird raus gespült“ … okay. Scheint funktioniert zu haben 😉

Da ich diesen Post vor 2 Wochen geschrieben hatte, nun der Nachtrag:

Leider hat auch diese Kur nicht auf Dauer geholfen. Alles ist wie vorher: ich kann kaum essen, habe Schmerzen, wenn ich denn dann doch esse. Fühle mich schwach, bin müde und habe dieses Übelkeitsgefühl… Habe heute mit einem Arzt gesprochen, der mich auf eine relativ lange Kombi-Therapie setzen würde:

  1. amoxicillin
  2. clarithromycin
  3. metronidazole
  4. omeprazol

…werde ich wohl auch tun, jedoch erst nach dem Urlaub, denn letztes Mal hat mich das Metronitazol total umgehauen und da habe ich es nur wenige Tage genommen und nicht 2 Wochen….

Tja, so werde ich mich durch meinen Urlaub diäten und danach dann darnieder liegen… grrrh.

So ist das eben, wenn man ganz in Einfachheit lebt und genauso isst und trinkt wie die K’jong um mich herum (ich weiss, ich bin da wirklich sehr unvorsichtig, aber das auch bewusst. Nach dem Motto: „wenn die K’jong das essen/trinken, dann ich auch…“

lokales Gebräu, leicht alkoholisiert, das zum Frühstück gegessen wird

lokales Gebräu, leicht alkoholisiert, das zum Frühstück gegessen wird

Also, liebe Leute, denkt an mich, da ich wieder/immer noch angeschlagen bin….

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kleines Update

Es war geplant, dass ich zur Zeit im Süd Sudan auf einer Konferenz bin. Doch, ich bin nicht in Yei, S.Sudan. Ich bin in Jinja bzw. Bukaya. Jean ist nach wie vor im Süden des Landes, um sich von ihrer Krankheit zu erholen. Seit ein paar Tagen ist sie medikamentenfrei, aber immer noch schwach. Ich sorge mich und versorge sie, versuche, sie zum Schwimmen, Sauna, Massage etc und anderen kleinen Aktivitäten zu drängen, um langsam wieder kräftiger zu werden. Fortschritte sind sichtbar, doch nach wie vor ist sie nicht bei alter Stärke.

Nun schlagen diese Nachrichten sogar Wellen in die Staaten und ihre Entsendeorganisation denkt darüber nach, sie vorübergehend aus Uganda abzuziehen, damit sie richtig auf die Beine kommt. Ich bin gespannt, wie entschieden wird, denn u.U. würde das bedeuten, dass Summer Root (neues Teammitglied) und ich alleine für einige Monate in Karamoja verantwortlich sein werden. Zutrauen würde ich mir das durchaus, bin ja schon ein kleiner „alter Hase“. Allerdings würde so manches Projekt ruhen. An Umzug in den Norden wäre dann wohl eher nicht zu denken, dafür könnten wir uns endlich intensiv mit der Sprache beschäftigen und Beziehungen zu den Dörfern rundherum wesentlich vertiefen. Wir würden wohl auch weiterhin mit KACHEP zusammen Tier- und Storying-Einsätze machen, und doch wäre es natürlich nicht dasselbe ohne Tom & Jean.

Ich bin gespannt. Die Entscheidungen werden in den nächsten Wochen fallen. Und ihr seid sehr eingeladen, dass im Gebet mit zu tragen. Ich persönlich würde diese Entscheidung voll unterstützen, denn für mich ist es deutlich, dass Jean eine Auszeit braucht, um wieder ganz hergestellt zu werden. Sie ist seit Monaten krank. Kaum, dass sie sich erholt, kommt das nächste…

Auch, wenn ich traurig wäre, die Zeit in Karamoja ohne sie zu verbringen und sie dann wohl erst Ende des Jahres wieder zu sehen (ich komme ja zwischendurch nach D, um mein Studium zu beenden), so ist mir doch mehr daran gelegen, dann eine gesunde und motivierte Jean wieder zu treffen, als weiterhin die nächsten Monate die Krankenpflegerin zu machen.

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Neues von Jean

9. Februar 2012 Hinterlasse einen Kommentar

Die letzten Tage waren ziemlich verrückt und unglaublich anstrengend. Jean wurde in K’ja krank, wie berichtet. Zuerst wurde sie auf eine vorhandenen Infektion hin mit Antibiotika behandelt, alle anderen Tests (Malaria, Typhoid, Brucellosis) waren negativ, doch Jean’s Zustand verschlechterte sich, bis hin zu delierenden Zuständen mit hohem Fieber, sie hatte Black Outs, starrrte einfach nur vor sich her, erkannte Nichts und Niemanden, ihr Puls raste und alle Venen pochten, so dass ich gar nicht wissen will, wie hoch ihr Blutdruck zu der Zeit war!

Schliesslich kontaktierte ich eine Ärztin aus Jinja, die mir riet, auf Tick-Fever hin zu behandeln und Infusionen zu legen, was ich dann auch tat. Ihr Zustand wurde zunächst besser, war aber doch so schlecht, dass wir sie nach Jinja brachten. Den Tag der Fahrt (Montag) war sie schwach, aber klar, doch in der Nacht verschlimmerte sich ihr Zustand.

Ein Schnelltest schlug positiv auf Malaria an (was aber nicht unbedingt was heisst, denn er kann auch auf andere Parasiten anschlagen). Und wir starteten Malarone, da Jean die meisten Anti-Malaria-Medikamente nicht nehmen kann, weiterhin in Kombination mit Doxy. Doch ich beschloss, dass wir sie nach Kampala in eine gute Klinik bringen sollten. Wir transportierten sie also liegend mit wechselnden Infusionen in die Hauptstadt (ich glaube, so schnell habe ich Tom noch nie fahren sehen). Die Ärzte waren etwas ratlos, Tests waren nicht eindeutig, doch ihr Zustand schlecht, mit einem Blutdruck von 75/50 und so beschloss man, weiterhin auf Malaria und Tick Fever zu behandeln. Total verkabelt an Monitor, Infusion und Katheder war sie 15 Stunden permanent an Infusionen mit Nährlösungen und schliesslich stabilisierte sich ihr Zustand.

Sie hatte noch ein paar Blackouts, doch am Mittwoch Vormittag war sie sehr klar und wurde nach erneuten Bluttests schliesslich entlassen. Ob es nun Malaria war oder Tick Fever oder eine andere parasitäre Erkrankung lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch es geht ihr besser.

Sie hat angefangen zu trinken und zu essen und das ist ein gutes Zeichen. Nun muss sie sich erholen, denn die letzten Wochen waren sehr kräftezehrend.

Für Tom und mich waren das ebenfalls seeeehr anstrengende Tage. Nicht nur verlangte es Jean’s Zustand, dass wir permanent bei ihr waren, es ist auch nicht einfach, mit delierenden Menschen zu sein, wenn sie schreien und schimpfen und um sich schlagen. Und wir hatten Angst. Doch Angst zeigt man gegenüber dem Patienten nicht. Man muss mutig und zuversichtlich sein, in den klaren Augenblicken trösten und Hoffnung geben…. wow, was für eine Lektion!

Uganda hat mich wieder zurück

17. Januar 2012 Hinterlasse einen Kommentar

Drei Wochen sind nun schon um, seit ich wieder hier in Uganda gelandet bin. Die Zeit scheint zu rennen…

Ankunft:

Nachdem ich herzlichst von meinen Teamkollegen Tom und Jean am Flughafen abgeholt worden bin, wir uns ein paar Stunden zum Zirpen der Grillen in der lauen Nacht ausgetauscht hatten, machten wir uns einen entspannten ersten Tag in Entebbe und wühlten uns anschliessend durch den Jahresendstau Kampalas. Am 30.12. schliesslich kam ich wieder in Bukaya an.

Es war schön, wieder zurück zu sein, bei Freunden, Zuhause. Es folgten ein paar gemütliche Tage, bevor Tom und Jean sich wieder auf den Weg nach Karamoja machten.

Ich blieb in Bukaya (Jinja), um zu studieren und mich etwas einzuleben. Nach ein paar Tagen hatte sich das wohl rum gesprochen und schliesslich waren auch alle Katzen wieder zurück gekommen. Ich genoss die Ruhe im Garten, den Blick über den Viktoriasee, Begegnung mit Freunden und war fleissig.

Karamoja

Letzten Montag fuhr dann auch ich mit 2 Projektarbeitern und Freunden aus Deutschland nach Karamoja. Es ist immer wieder interessant zu sehen und zu erleben, wie erstaunt selbst „alte Hasen“ sind, wenn sie erstmals Karamoja betreten. Alles ist anders als im Rest des Landes und während die Landschaft um uns herum immer staubiger und kärger wurde, wurde ich immer fröhlicher und ich merkte einmal mehr, wie sehr ich diesen Landstrich und sein Bewohner liebe…

Die Tage in K’ja waren angefüllt damit, Leute zu grüssen, meine Lehmhütte auf Vordermann zu bringen und vor allem haben wir viele Bäume gepflanzt, denn das war der Grund, warum diese Projektarbeiter uns besuchten. Wunderbar war, dass ich einen alten ugandischen Bekannten und Freund und früheren Mitarbeiter aus meinen ersten Tagen in diesem Land traf: Peter.

Peter ist Landschaftsgärtner und liebt Pflanzen (Zitat: „I’m a plant doctor“). Mit ihm habe ich bei „Vision for Africa Intl“ 1,5 Jahre zusammen gearbeitet und bereits damals habe ich ihn sehr geschätzt und so war es eine wunderbare Freude auf beiden Seiten, dass wir diese Tage in Karamoja zusammen verbrachten. So schwitzten wir tagsüber unter der glühenden Sonne, um in verschiedenen kleinen Dorfgemeinschaften Obstbäume zu pflanzen und abends sassen wir zusammen, bestaunten den Mondaufgang, assen, tranken und lachten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Diese Bäume (Guave, Mango, Orange, Avokado etc.) sind zwar nicht heimisch in dieser Gegend gedeihen aber sehr gut, wenn sie das erste Jahr überleben und bereichern solch eine Gemeinschaft dann sehr.

Invaliden-Chaos

Jean hat es zur Zeit wirklich nicht leicht: Nach einer unglücklichen Wurzelbehandlung letztes Jahr (mit über einem Dutzend Injektionen bei einem Besuch), anschliessender Ohrinfektion und Hörsturz nach Tauchen im indischen Ozean, hatte sie sich nun einen Augeninfektion zugezogen, als sie für mich meine Hütte vorbereitete und ihr wohl ein Stück Gras oder Kabel das Auge verletzte. Da das eine Auge nun unter einer selbstgemachten Klappe verschwunden war und somit ihre Sicht eingeschränkt war, stolperte sie (nach einer Untersuchung des Auges bei einem befreundeten Arzt)  und vertrat sich den Knöchel so schlimm, das der Verdacht auf Bruch oder Bänderriss bestand.

Nun gibt es in Karamoja nur ein Krankenhaus, doch nicht unbedingt die Möglichkeiten, dort dann auch behandelt zu werden. Also düste ich schnell zurück nach Nabilatuk, packte ein paar Sachen für uns zwei und wollte dann im Eiltempo nach Mbale fahren (160 km südlich) um dort den Fuss röntgen zu lassen. Eile war geboten: ich hatte weniger als 2 Stunden Zeit, da die Klinik um 5 Uhr schloss und kein Arzt am nächsten Tag da sein würde. Doch kaum war ich 15 km mit einer gut sedierten Jean unterwegs, ging der Motor in voller Fahrt aus und sprang auch nicht mehr an. Ich war heilfroh, die eine Tonne Stahl, bei extrem erschwerter Lenkung heil zum Stillstand bekommen zu haben (ohne gegen einen Truck gefahren zu haben), doch die Fahrt nach Mbale hatte sich erledigt…

Ein anderer Freund kam zu uns gefahren und schleppte uns in seine Werkstatt, wo er schliesslich das Problem fand und überbrückte (nebenbei fanden sich 5 gefakete Sicherungen, die jeder Zeit hätten Feuer auslösen können…). Doch nun war es zu spät, um nach Mbale zu fahren.

Am nächsten Tag trafen wir dann Tom und fuhren gemeinsam zuerst nach Mbale zum Röntgen (jedoch kein Arzt, wie gesagt) und gestern fuhren wir schliesslich nach Jinja weiter. Jean kann nicht laufen und es ist unmöglich, ohne  Krücken in K’ja zu bestehen, wenn man nur einen funktionierenden Fuss hat…

Diese Episode hat mir mal wieder gezeigt, wie erbärmlich im Prinzip die medizinische Versorgung ist: wir müssen 3 Stunden holperige Pisten fahren, um ein Röntgenbild machen zu lassen, doch das heisst nicht, dass dann auch ein Radiologe oder gar ein Arzt da ist, der weiter helfen kann. Seit Tagen versuchen wir Krücken und Augenklappe zu finden und auch das stellt sich als unmöglich heraus. Beides sei nur in der Hauptstadt und bestimmt nicht am WE zu bekommen, von einem Spezialisten/Orthopäden, der sich sich auch mit Sportverletzungen auskennt, ganz zu schweigen.

Deutsche, esst keinen Harzer mehr…

18. Februar 2010 1 Kommentar

denn es scheint da einige böse Vergiftungsfälle zu geben, die sogar 2mal tödlich endeten! Vor allem im Raum S-H, Meck-Pomm und Hessen.

Hier ein Auszug gefunden bei DRCS:

In den Produkten aus Österreich waren erhöhte Werte sogenannter Listerien festgestellt worden.

Der österreichischer Hersteller Prolactal hatte die Produkte „Reinhardshof Harzer Käse 200 g“ und „Reinhardshof Bauernkäse mit Edelschimmel 200 g“ in den deutschen Einzelhandel geliefert. Der Discounter Lidl hat entsprechende Produkte im Januar aus seinen Regalen genommen und eine Rückrufaktion gestartet. (dcrs/fm 18.02.2010 19:40)

Das bezieht sich also auf die „Stinker“ unter den Käsesorten (und die werden von den wenigsten meiner Freunde gegessen zum Glück) und darauf einige Zeit zu verzichten, freut bestimmt auch Ehefrauen/-männer und Nachbarn…

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