Neues von Jean

Die letzten Tage waren ziemlich verrückt und unglaublich anstrengend. Jean wurde in K’ja krank, wie berichtet. Zuerst wurde sie auf eine vorhandenen Infektion hin mit Antibiotika behandelt, alle anderen Tests (Malaria, Typhoid, Brucellosis) waren negativ, doch Jean’s Zustand verschlechterte sich, bis hin zu delierenden Zuständen mit hohem Fieber, sie hatte Black Outs, starrrte einfach nur vor sich her, erkannte Nichts und Niemanden, ihr Puls raste und alle Venen pochten, so dass ich gar nicht wissen will, wie hoch ihr Blutdruck zu der Zeit war!

Schliesslich kontaktierte ich eine Ärztin aus Jinja, die mir riet, auf Tick-Fever hin zu behandeln und Infusionen zu legen, was ich dann auch tat. Ihr Zustand wurde zunächst besser, war aber doch so schlecht, dass wir sie nach Jinja brachten. Den Tag der Fahrt (Montag) war sie schwach, aber klar, doch in der Nacht verschlimmerte sich ihr Zustand.

Ein Schnelltest schlug positiv auf Malaria an (was aber nicht unbedingt was heisst, denn er kann auch auf andere Parasiten anschlagen). Und wir starteten Malarone, da Jean die meisten Anti-Malaria-Medikamente nicht nehmen kann, weiterhin in Kombination mit Doxy. Doch ich beschloss, dass wir sie nach Kampala in eine gute Klinik bringen sollten. Wir transportierten sie also liegend mit wechselnden Infusionen in die Hauptstadt (ich glaube, so schnell habe ich Tom noch nie fahren sehen). Die Ärzte waren etwas ratlos, Tests waren nicht eindeutig, doch ihr Zustand schlecht, mit einem Blutdruck von 75/50 und so beschloss man, weiterhin auf Malaria und Tick Fever zu behandeln. Total verkabelt an Monitor, Infusion und Katheder war sie 15 Stunden permanent an Infusionen mit Nährlösungen und schliesslich stabilisierte sich ihr Zustand.

Sie hatte noch ein paar Blackouts, doch am Mittwoch Vormittag war sie sehr klar und wurde nach erneuten Bluttests schliesslich entlassen. Ob es nun Malaria war oder Tick Fever oder eine andere parasitäre Erkrankung lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch es geht ihr besser.

Sie hat angefangen zu trinken und zu essen und das ist ein gutes Zeichen. Nun muss sie sich erholen, denn die letzten Wochen waren sehr kräftezehrend.

Für Tom und mich waren das ebenfalls seeeehr anstrengende Tage. Nicht nur verlangte es Jean’s Zustand, dass wir permanent bei ihr waren, es ist auch nicht einfach, mit delierenden Menschen zu sein, wenn sie schreien und schimpfen und um sich schlagen. Und wir hatten Angst. Doch Angst zeigt man gegenüber dem Patienten nicht. Man muss mutig und zuversichtlich sein, in den klaren Augenblicken trösten und Hoffnung geben…. wow, was für eine Lektion!

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