So, hier bin ich wieder

Nach fast 4 Wochen Deutschland werde ich nun langsam aus der Versenkung auftauchen. Ich brauchte diese Zeit, um anzukommen. Die letzten Monate waren sehr anstrengend und auch die Malaria hatte mir doch so Einiges an Kraft geraubt. Doch es waren nicht nur die äusseren Umstände, auch innerlich war und ist es anstrengend.

Dieses Jahr war von Krankheiten, Pflege, vielen Einsätzen in Karamoja, Krisen und dem damit verbundenen Management derselbigen, sowie Einarbeitung neuer Teammitglieder, Organisation von Einsätzen mit Besuchergruppen und Tierärzten bzw. -studenten, Unterbesetzung durch den Aufenthalt in den USA von Tom &Jean und anschliessendem Zusammenbruch des Teams geprägt gewesen.

Seit Mitte August ist es offiziell: KKAB als solches gibt es nicht mehr.

In mir machte sich diese Sorge bereits Anfang des Jahres breit, doch konnte ich darüber nicht sprechen, wollte ich doch keine Gerüchte in die Welt setzen. Doch es hat sehr an mir gezehrt. Insbesondere auch, da ich Jean’s Vertraute und Freundin war, die versuchte, sie aufrecht zu halten und auf die Beine zu bringen. Für mich blieb kaum Zeit.

Tom und Jean konnten ihre lang andauernde Ehekrise nicht meistern, die Differenzen und Verletzungen waren zu gross, die Scheidung wird eingereicht. Beide sind somit raus aus cvm und damit gibt es das Projekt (das zu allererst unter cvm lief) nicht mehr.

Ich bin ausgepowert und fühle mich ausgebrannt. Diese Zeit hat ihren Tribut gefordert. Körperlich wie seelisch.

Nun bin ich zurück in Deutschland, doch was habe ich hier?

Miriam auf Foto-Tour im Nirgendwo

Miriam auf Foto-Tour im Nirgendwo

Ich habe seit Mitte 2007 in Uganda gelebt. (hatte gerade mein 5jähriges)

Zuerst zentral, dann im Osten und schliesslich habe ich so nach und nach immer tiefer ins einfachste Leben gewechselt. In Nabilatuk habe ich mich wohl und zuhause gefühlt, habe enge Beziehungen und Freundschaften aufgebaut.

In Deutschland dagegen ist alles zurück gegangen. Das ist nicht als Vorwurf gemeint, es ist einfach die Realität. Wenn man auswandert, und dazu noch in eine so unwirtliche, rückständige und technisch abgeschnittene Gegend, dann brechen Kontakte ab.

Das ist einer der Preise, die man dafür zahlt.

Es ist nicht so romantisch, wie man das als Aussenstehender wohl oft empfindet. Immer wieder habe ich Rückmeldungen von Menschen bekommen, die sagten, dass sie mich beneiden, um das Leben, das ich führe. Nun, wohl keinem sind die Kosten bewusst. Auch mir waren sie nur ansatzweise klar, als ich Deutschland vor 5 Jahren verliess (und natürlich ist es nichts, was man erzählt, wenn man durch Deutschland tourt, um Spenden zu sammeln…).

  • einfachste Unterkünfte, schlafen in einer Lehmhütte, draussen duschen, Wasser selber pumpen, Wäsche per Hand waschen
  • eintöniges, einfachstes Essen, kein Brot, kein Obst, kein Joghurt, kein Käse, keine Wurst
  • Unsicherheit (schliesslich haben wir fast jede Nacht die AK-47 um uns gehört)
  • nahezu keine medizinische Versorgung (was auch mir fast das Leben gekostet hat)
  • sowohl was Internet als auch was Telefon angeht nahezu total abgeschottet…
  • nicht mal eben Leute treffen, noch nicht mal Menschen, die meine Sprache sprechen!
  • Kein Café Latte in der netten Lounge um die Ecke, kein Hauskreis, keine Heimatgemeinde, keine Konzerte, kein Fernsehen, kein Kino.

Doch was am weit Schwersten wiegt, sind die verlorenen Beziehungen und Freundschaften!

Jetzt bin ich zurück in Deutschland, meinem Heimatland…

Ich habe keine Wohnung und kein Einkommen. Soziale Kontakte haben sich verflüchtigt. Ich fange bei null an, habe aber irgendwie noch keine Perspektive (ausser, dass ich nun endlich tatsächlich mein Studium zu Ende bringen will, denn in UG bin da aus o.g. Gründen nicht zu gekommen)

Tja, so sieht es zur Zeit aus. Und ehrlich gesagt ist diese Zeit tatsächlich so schwer, wie sie sich anhört…

An meine Unterstützer:

Euch sei folgende Bitte angetragen:

Wenn ihr mögt und könnt, unterstützt mich noch diesen Monat, da auch Wiedereingliederung Teil des Einsatzes ist. Alle Spenden wurden an KKAB bzw. KaChEP weitergeleitet, das habe ich vor meinem Rückflug noch geklärt. (gerne könnt ihr KaChEP auch anschliessend weiter unterstützen, gebe Euch Kontakte und Daten auf Anfrage). Ich bin zur Zeit in keinerlei Bezügen und muss mir dennoch alles aufbauen, Krankenversicherung zahlen etc. Ich brauche diese Zeit. Dann steht Arbeits- und Wohnungssuche auf dem Programm. ALG ist momentan keine Lösung, da ich ja mein Studium pushen muss und somit nicht Vollzeit arbeiten kann (man wird ja sofort in Massnahmen gesteckt). Das Studium wird nicht unterstützt oder als Weiterbildung anerkannt, da ich es in Uganda angefangen und damals nicht gemeldet habe (wie auch, war ja auch damals in keinen Bezügen…)

Ein Freundesbrief ist in Arbeit und wird Euch dieser Tage erreichen. Über Rückmeldungen und Nachfragen würde ich mich freuen 😉

Danke.

  1. 16. August 2012 um 23:26

    Hallo Miriam.

    Ich kenne nicht Deine ganze Geschichte – hab nur ab und zu auf Deinen Blog geschaut und über Dich und was Du so treibst gelesen.

    Ich weiß jetzt zwar keine schlauen, weisen Worte Dir zu sagen…. nur soviel, ich wünsche Dir das Du schnell wieder Fuss fasst (heißt das so? Egal)…. ich wünsche Dir neue Kontakte, interessante Begegnungen, wo Freundschaften draus werden.

    Sei fett gesegnet – ich bete für Dich und vielleicht lernen wir uns ja doch schon bald kennen 😉

    Gruß
    Mandy

  2. brigitte eichner
    22. August 2012 um 21:18

    hallo miriam, ich bin die brigitte aus deinem ehemaligen hauskreis von martin welsch. kannst du dich erinnern? ich verfolge deinen weg eigentlich von anfang an und muss dir sagen: hut ab! du bist eine wunderbare frau und ich wünsche dir von herzen gottes reichen segen für alle weiteren vorhaben.ich denke oft an dich und sei ganz lieb gegrüßt von mir

    • 29. August 2012 um 11:09

      Brigitte,
      na klar kann ich mich an Dich erinnern. Vielleicht sehen wir uns ja bereits Dienstag Abend? Danke auch für Deine ermutigenden Worte.
      lieb Gruss zurück

  3. Astrid
    26. August 2012 um 19:07

    Hallo, liebe Miriam,
    es bleibt dabei: Ich bleibe gern mit Dir in Verbindung!
    Möchte Dich gern treffen und habe Dich nie beneidet… sondern immer bewundert.
    Mir kam/kommt da mein Leben in der Nachfolge doch ziemlich armselig vor – in meinem Reichtum!
    Herzlichst und bis bald – hoffentlich
    Astrid

    • 29. August 2012 um 11:08

      Danke, liebe Astrid.
      Ich hoffe auch sehr, dass wir es irgendwann bald mal schaffen, uns zu sehen. Freu mich darauf…

  4. nakaala
    29. August 2012 um 09:02

    missing you and your energy like a light bulb without power, far away from the jinja dam

    • 29. August 2012 um 11:07

      alakara nooi, napae kang! But, we shall see somehow soon. looking forward to that 😉
      xox

  5. Jörg Gerasch
    4. September 2012 um 12:26

    Hey Mirjam ich freue mich auf heute Abend auch wenn ich nicht den ganzen Abend da sein kann -heute ist Familienabschied von Judit -sie geht nach Argentinien!

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