Archiv

Archive for Februar 2012

mein erster geschächteter Ziegenbock

12. Februar 2012 1 Kommentar

Zugeschaut habe ich ja schon einige Male, auch habe ich Hühner geschlachtet und einem Schwein nicht nur den Rest gegeben, sondern dem 100Kg-Koloss auch noch hochgehieft, um auszubluten (3 K’jong waren zu schwach dazu….), doch nun war es endlich soweit:

Von Anfang bis Ende habe ich alles gemacht:

1. Tier aussuchen auf dem wöchentlichen Markt in Lolachat

Wir wollten einen perfekten und gesunden Ziegenbock. Gar nicht so einfach zu finden. Von den etwa 25 Ziegen, die wir antrafen, kamen nach einer Stunde nur zwei in Betracht. Alle anderen hatten etwas. Gendefekte, zu kleinen Wuchs im Vergleich zum Alter (was für Krankheiten spricht), dehydrierte Tiere, Tiere, deren Verdauung nicht arbeite (krank!) etc pp. Es waren sogar eindeutig fiebrige und kranke Tiere dort. Da wir ja gerade zuvor ganz viel mit Ziegen gearbeitet hatten, wusste ich nach entsprechenden Anzeichen zu suchen und schliesslich endeten wir mit diesem jungen Böckchen:

"Moonlight"
*Moonlight“

Ich nannte ihn „Moonlight“, denn schliesslich bekommen alle Tiere in Karamoja Namen, also auch unser Böcklein, denn es sollte noch einen Tag bei uns weilen, bevor wir es uns einverleiben wollten…

2. Pfeil besorgen, zielen und zügig zustossen und schneiden

Konzentration -keiner soll unnötig leiden
Konzentration -keiner soll unnötig leiden

3. Ausbluten-Lassen

Hier ist es noch wie zu Oma’s Zeiten: ALLES wird verwertet, so natürlich auch das Blut. Nach einem perfekten Schnitt von innen nach aussen (man sticht hinter dem Kiefer zu und schneidet zur Kehle hin. So stellt man sicher, sowohl Aorta als auch Luftröhre wirklich zu treffen und es ist einfacher hinauszuziehen, als hinein zu säbeln…) Also hoch mit dem Böckchen und ausbluten lassen:

Schächten
Schächten

4. Häuten, Üben, Ausnehmen und Obduzieren

Wenn wir ein Tier töten, dann versuchen wir grösstmöglichen „Nutzen“ daraus zu ziehen. Ich für meinen Teil, wollte das Ziegenfell, die Studenten übten sich im Kastrieren und anschliessend analysierten wir den (offensichtlich perfekten) Gesundheitszustand des Böckchens. Da unsere Nachbar kranke Ziegen haben deren Verdauung geschädigt ist, haben wir den „Mageninhalt“, der auch die guten Bakterien enthält, aufgefangen und den anderen Ziegen „eingetrichtert“.

Übungsstunde
Übungsstunde

5. Zerteilen, Würzen und über’m Feuer Grillen

Wir behielten Fleisch und Leber für uns. Innereien, Füsse, Kopf, Blut ging an Angestellte, die sich über eine tolle Mahlzeit freuten…

Leider gibt es davon nun keine Bilder mehr, aber er hat lecker geschmeckt (ich liebe frische gebratene Leber!) und das Fell liegt in meiner Hütte. Muss mich nur mal schlau machen, wie man es weich bekommt….

Studenten-Training in Karamoja

9. Februar 2012 Hinterlasse einen Kommentar

Am 23.Januar bekamen wir temporären Zuwachs von 2 ugandischen Studenten (John und Andrew) und Michelle aus USA. 2 Wochen volles Programm und sie waren zur rechten Zeit bei uns. Karamoja hat einige Seuchen- und Krankheitsausbrüche (Tollwut, Pseudo-Rinderpest, Hühnerpest etc) und wir hatten somit richtig viel zu tun.

1. Tollwut-Impfungen

Es ist die Zeit der Tollwut. In einer befreundeten Klinik werden zur Zeit etwa 10 Tollwut-Fälle/Woche an Menschen eingeliefert. Und das ist nur eine beispielhafte Zahl. Es grassiert. Und so orderten wir 1000 Impfungen für Tiere, um einen Ring um die Krisenherde zu impfen. 2/3 davon haben wir geimpft, dutzende Dörfer und Tradingcenters waren Ziel unserer Einsätze.

So ein Einsatz ist nicht ohne, da die Hunde mehr oder weniger wild sind, sich nicht einfach fangen lassen und sich wehren. Ich wurde zur „Muzzle-Woman“, der Frau, die die Tiere einfing, und ihnen den Maulkorb überstülpte und sie fixierte. Hat Spass gemacht und wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, ich genoss den Adrenalin-Kick… *lach*

2. Ziegenprojekt „Ngakine Aberu“

Es wurde Zeit für das Follow-Up der ausgegeben Ziegen. Einige von Euch wissen, dass wir ein Projekt haben, in dem ausgewählte, benachteiligte Frauen (meist Witwen) eine Ziege bekommen. Das erste weibliche Zicklein, das geboren wird, wird an eine andere Frau weitergeben. Die Frauen können danach mit den Ziegen machen, was sie wollen. Sie können die Böcklein gross ziehen, essen oder verkaufen, oder sie starten eine kleine Ziegenherde, nach und nach. Kachep und KKAB bieten die med. Untersuchungen und Impfungen an und trainieren die Frauen in guter Tierhaltung, -pflege und auch nativer Behandlung.

Ja, so zogen wir durch die Dörfer, machten komplette Gesundheitschecks und Behandlungen. Wir notierten alles, fotografierten Frau und Ziege…

3. Genetic Survey on local cattle

Wir wurden vom DVO (District Vetenary Officer) eingeladen, einen Einsatz mit zu machen, bei dem die angesehenste Universität Ugandas eine Gen-Studie der nativen Rinder unternahm. Es geht hierbei um natürliche Resistenzen gegen Krankheiten, so dass evtl den neu gezüchteten und gekreuzten Rassen diese Resistenzen eingepflanzt werden können, um sie wiederstandsfähiger zu machen. Sehr spannend, die Profis zu beobachten:

4. Sonstige Behandlungen

Natürlich haben wir auch ganz viele andere Tiere behandelt, Rinder, Ziegen, Hunde, Katzen… immer wieder fanden sich kranke Tiere und manches war richtig rührend. So dieses Bild hier, auf dem eine selbst humpelnde Jean, ein kleines erschöpftes Zicklein untersucht:

5. „Over-Nights“

Mehrere Male nutzten wir die Gelegenheit und schliefen in diversen Manyattas. Wir behandelten Tier und Mensch, assen, sangen, lachten und schliefen zusammen und Tom nutzte den Abend am Feuer, um aus der Bibel zu erzählen. Es ist einfach unglaublich beeindruckend, wenn man unter dem Sternenhimmel sitzt und 45 Kinder einen lokalen Song nach dem anderen singen. dieser ganz eigene Singsang, der einfache, sich stetig wiederholende Text, die Stimmen…. es lässt einen in Geborgenheit die Augen schliessen und einfach nur den Moment geniessen…. wunderbar!

Kategorien:afrika, alltag, fotografie, Karamoja, KKAB Schlagwörter: , , ,

Neues von Jean

9. Februar 2012 Hinterlasse einen Kommentar

Die letzten Tage waren ziemlich verrückt und unglaublich anstrengend. Jean wurde in K’ja krank, wie berichtet. Zuerst wurde sie auf eine vorhandenen Infektion hin mit Antibiotika behandelt, alle anderen Tests (Malaria, Typhoid, Brucellosis) waren negativ, doch Jean’s Zustand verschlechterte sich, bis hin zu delierenden Zuständen mit hohem Fieber, sie hatte Black Outs, starrrte einfach nur vor sich her, erkannte Nichts und Niemanden, ihr Puls raste und alle Venen pochten, so dass ich gar nicht wissen will, wie hoch ihr Blutdruck zu der Zeit war!

Schliesslich kontaktierte ich eine Ärztin aus Jinja, die mir riet, auf Tick-Fever hin zu behandeln und Infusionen zu legen, was ich dann auch tat. Ihr Zustand wurde zunächst besser, war aber doch so schlecht, dass wir sie nach Jinja brachten. Den Tag der Fahrt (Montag) war sie schwach, aber klar, doch in der Nacht verschlimmerte sich ihr Zustand.

Ein Schnelltest schlug positiv auf Malaria an (was aber nicht unbedingt was heisst, denn er kann auch auf andere Parasiten anschlagen). Und wir starteten Malarone, da Jean die meisten Anti-Malaria-Medikamente nicht nehmen kann, weiterhin in Kombination mit Doxy. Doch ich beschloss, dass wir sie nach Kampala in eine gute Klinik bringen sollten. Wir transportierten sie also liegend mit wechselnden Infusionen in die Hauptstadt (ich glaube, so schnell habe ich Tom noch nie fahren sehen). Die Ärzte waren etwas ratlos, Tests waren nicht eindeutig, doch ihr Zustand schlecht, mit einem Blutdruck von 75/50 und so beschloss man, weiterhin auf Malaria und Tick Fever zu behandeln. Total verkabelt an Monitor, Infusion und Katheder war sie 15 Stunden permanent an Infusionen mit Nährlösungen und schliesslich stabilisierte sich ihr Zustand.

Sie hatte noch ein paar Blackouts, doch am Mittwoch Vormittag war sie sehr klar und wurde nach erneuten Bluttests schliesslich entlassen. Ob es nun Malaria war oder Tick Fever oder eine andere parasitäre Erkrankung lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch es geht ihr besser.

Sie hat angefangen zu trinken und zu essen und das ist ein gutes Zeichen. Nun muss sie sich erholen, denn die letzten Wochen waren sehr kräftezehrend.

Für Tom und mich waren das ebenfalls seeeehr anstrengende Tage. Nicht nur verlangte es Jean’s Zustand, dass wir permanent bei ihr waren, es ist auch nicht einfach, mit delierenden Menschen zu sein, wenn sie schreien und schimpfen und um sich schlagen. Und wir hatten Angst. Doch Angst zeigt man gegenüber dem Patienten nicht. Man muss mutig und zuversichtlich sein, in den klaren Augenblicken trösten und Hoffnung geben…. wow, was für eine Lektion!

manchmal wächst man über sich selbst hinaus…

7. Februar 2012 Hinterlasse einen Kommentar

image

…nachdem ich ein paar Wochen das dritte und vierte Bein für Jean war, da sie sich das Fussgelenk verletzte, weil sie nur mit einem Auge gucken konnte, wurde ich nun zur Intensiv-Krankenschwester….

Was sie nun schliesslich hat, wissen wir nicht, aber nach einem 4fachen Antibiotika-Cocktail und mehreren Infusionen (die ich legte), war sie schliesslich transportfähig. Nun sind wir alle in Jinja.
image

image

Ich tippe nur wenig, da ich vom Handy aus blogge. Hab gerade keinen Internetstick, muss erstmal einkaufen gehen. Doch demnächst mehr Updates der vergangenen Wochen, die sehr voll gepackt, anstrengend, aber auch toll waren….