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Posts Tagged ‘Lebenssinn’

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28. August 2010 3 Kommentare

…where?
Ein Song und Video, dass mich an alte Zeiten erinnert. Chaotisch, voller Wut, Leidenschaft, Irrsinn, Verlangen, Schmerz und Liebe. -mein Liebelingsong/video für heute.
Ehrlich gesagt, es lockt auch etwas in mir. Einfach mal wieder 2 Wochen in das alte Chaos springen, lebendig sein in all dem Wirr-Warr und Chaos. Ist das seltsam? ist das verrückt? oder doch verständlich?
Doch was nützt die Fragerei, ich kann und werde nicht einen Zeitsprung hin und zurück machen können, darum bleibe ich hier und hänge Gedanken, Abgründen und Sehnsüchten nach…

Irgendetwas ist (li)zensiert und leider kann man, zumindest von Uganda aus, das Video nicht im Blog selbst anschauen. Sorry, falls ihr zu YouTube wechseln müsst.

Kategorien:egoman, nachdenkliches Schlagwörter:

Benaissa+ Privatsache oder Prangerei?

27. August 2010 Hinterlasse einen Kommentar

Ich habe von dem Prozess um Nadja Benaissa ja nur am Rande etwas mit bekommen, aber es macht mich zutiefst betroffen! was wurde hier ein Medienspektakel auf den Rücken einer jungen Frau ausgetragen. ich weiß nicht, man könnte sich fast schämen oder das Kotzen kriegen ob der Sensationsgier der Menschen und Medien.

Nadja Benaissa ist HIV-positiv und hat -laut Gericht erwiesenermassen- einen Sexualpartner mit dem Virus infiziert. Sorry. Das ist traurig, heftig. HIV/AIDS ist schlimm, keine Frage und es bedarf Verantwortung, auch keine Frage. Doch die Verantwortung liegt jawohl auf beiden Seiten. Sie infach auf den positiven Partner abzuwälzen finde ich falsch.

Was ich weiterhin krass finde ist, dass sie vom Tour-Management (logischerweise) angehalten wurde, diese Infektion zu verschweigen. Diesen Punkt hätte ich persönlich gerne geklärt und ich wüsste auch geren, ob so etwas rechtens ist. Ist ja klar, dass die auf so eine Klausel bestehen: die hatten Angst, das die NoAngels in den Fan-Zahlen einbrechen, dabei wäre das auch eine Chance gewesen. Und was für eine Chance! Man bedenke, was „Queen“ damals für die Akzeptanz von Schwulen und HIV+ Menschen bewirkt hat.

Nadja Benaissa

Nadja Benaissa (Foto: http://www.welt.de)

Sie hat es also für sich behalten. Interessanterweise hat sie vor dem ganzen NoAngels-Kram ihren Partnern davon erzählt. was war also der Grund? Nicht vielleicht auch die Strippenzieher der NoAngels? Und selbst wenn es „nur“ ihre ganz eigene Entscheidung war (die moralisch nicht richtig war, keine Frage), so kann ich sie als Mensch und Frau in unserem heutigen Deutschland total verstehen. Würde ich anders reagieren? Würdest Du anders reagieren? -und lass hierbei mal aussen vor, was ihre Geschichte ist und wie sie sich infiziert hat (doch auch sie ist Opfer, nur kann sie nicht nachprüfen, bei wem sie sich angesteckt hat, erfunden hat sie das Virus jedenfalls nicht…!)

Doch auch klar und nicht neu ist, das HIV/AIDS nach wie vor ein stigmatisierendes Thema ist. Es geht zu oft um „Schuld“, um Intimität, um Sex (wenngleich, die Infektion nicht zwangsläufig so erworben wird)… verbunden damit ist die Scham und der erhobene Zeigefinger der Scheinheiligen, die das dann mit (Gottes) gerechter Vergeltung rechtfertigen.

Doch so billig kann man sich an diesem Thema nicht vorbeischleichen! HIV/AIDS geht jeden etwas an, gerade in der heutigen Zeit.

Das Beispiel Benaissa zeigt, wie es um unsere Gesellschaft steht. Verurteilen, Ausgrenzen, Schuldzuweisungen etc sind immer einfacher, denn dann zeigt der Zeigefinger zu anderen. Und wenn das unsere Haltung ist, wie soll man dann erwarten, dass Menschen (und HIV+e sind Menschen wie Du und ich!) sich freiwillig zur Beute der Hetz-Gesellschaft machen?

Du sagst, sie hat es sich ja selbst eingefangen durch ihren Lebensstil? -stimmt und Du hattest Glück, dass Du ein anderes Leben hattest, das ist alles und das ist NICHT dein Verdienst!

Warum ist es einfacher für uns, zu akzeptieren und mitzufühlen, wenn sich eine Mutter bei einer Blutübertragung angesteckt hat und warum fühlen wir anders, wenn es eine drogensüchtige junge Frau trifft? Ist das nicht selbstgerechtes Pharisäertum?

Mir tut Benaissa leid. Sie ist keine Heilige, keine Frage, sie hatte eine wirre und verkorkste Jugend, mit 14 bereits drogensüchtig, später auf der Strasse gelebt uvm. Habt ihr ne Ahnung, was das heisst? Wisst ihr wieviel mehr Scheiss man da Tag für Tag erlebt? Aber sie hat sich aus dem Dreck gearbeitet, sogar nachdem sie diese niederschmetternde Diagnose erhalten hat, dass sie HIV-positiv ist. Wieviele von uns würden das schaffen? Wäre es nicht einfacher für sie gewesen, sich vollends fallen zu lassen und sich tot zu fixen? da ziehe ich den Hut vor ihr, denn das ist echt ne Leistung!

Sie hat gekämpft und es wurde ihr nicht gedankt, im Gegenteil, sie wurde nackter als nackt vor die ganze Welt gestellt und angeprangert. Ich kann nicht ermessen, wie heftig die letzten Monate für sie gewesen sein müssen und ich hoffe von Herzen, dass sie ihren Weg und ihren Frieden findet. Und der Musik-Typ, dem gehört mal die Fresse poliert.

Sorry, ich käme niemals auf die Idee, denjenigen anzuzeigen, der mich infiziert hat, dieser Gedanke würde mir einfach nie kommen und ich finde das ganz schön krass. Zumal keinem geholfen ist. Ehrlich gesagt, wurde einfach nur mehr Schaden angerichtet.

Und wisst ihr, was sich jetzt breit macht? Ein noch verhängnisvolleres Denken: „Warum soll ich mich testen lassen? -Ich bin besser dran, wenn ich es nicht weiß.“  und sie haben recht. Was die Menschlichkeit angeht, ist jeder besser dran, wenn er nicht weiß, dass er positiv ist, leider.

Traurig, traurig.

Und so spreche ich Benaissa im Herzen Mut zu und verbleibe nachdenklich in Afrika.

ein Lieblingssong für Euch #1

Seit Wochen stehe ich auf die Songs des Albums „No more shall we part“ von „Nick Cave and the bad seeds“. Einfach klasse. Ein bißchen traurig, aber dennoch sehr schön. Das einzige Problem bei dem Album: alle Songs sind gut, welchen will man vorstellen?

Schade, das mit dem Upload hat nicht geklappt, also hier das youtube-video zum Song…

Kategorien:echt ernst, nur-mal-so-trip Schlagwörter: ,

Love, what you are…

16. Mai 2010 1 Kommentar

Es ist ja immer so ’ne Sache, was man schön, gut oder ansprechend findet. Über Geschmack lässt sich (nicht?) streiten. Ich persönlich finde, manche haben Geschmack und andere eben nicht. Aber das ist ja auch okay so.

Ich bin im Netz auf ein paar Bilder gestossen, die mich angesprochen haben. Ich persönlich fotografiere ja nur meinen Alltag und in keinster Weise irgend etwas Arrangiertes. Manchmal würde ich das wohl gerne, aber man kann ja nicht alles haben und in einem Land wie Uganda ist Vieles doch schwieriger zu organisieren. Dennoch, oder gerade deswegen, erfreue ich mich gerne an Bildern von anderen. In diesem Fall ist es ein Portrait. Es gab noch einige Bilder mehr, die ich inspirierend und ansprechend fand, aber ich glaube, so mancher meiner Leser will die hier nicht. Wer mag der kann ja bei  Andreas Puhl (auf facebook) vorbeischauen.

(Bildquelle: Andreas Puhl auf facebook)

Kategorien:fotografie, nur-mal-so-trip, weblinks Schlagwörter: ,

Frohe Ostern

4. April 2010 1 Kommentar

… wünschte sich heute wohl die halbe Welt…

und auch wenn es eine Floskel ist,  Ostern ist, zumindest für Christen, das schönste Fest. Denn zu Ostern erfüllten sich die Prophezeiungen. Endlich wurde es möglich, Gott gegenüber zustehen, nicht als kleines minderwertiges Sünderlein, sondern als Freund, als gerechte Tochter oder als gerechter Sohn. Kein unüberwindbares Hindernis mehr, keine Riten nur für Auserwählte, nein, Gott zum Anfassen, für jeden, der glaubt. Teil der „Familie Gottes“werden ist nun möglich, keine Verdammnis, kein Leben in Verzweiflung. Gott wurde zum ewigen liebenden Vater, kein zorniger Gott mehr, der es auf Leistung anlegt. Familie ist es etwas Anderes. Familie ist eine Verbindung, die man nicht leugnen kann, sie ist festgesetzt. Ob ich als Tochter toll bin oder nicht, ich bin immer noch die Tochter meiner Mutter. Ob ich eine drogenabhängige Junktusse oder eine erfolgreiche Businessfrau bin, das ändert daran rein gar nichts an meinem Tochterstatus. Genauso ist es mit Gott. Ich bin nicht perfekt. Ich werde es auch nie sein, aber das ändert nichts daran, dass Gott mein Vater im Himmel ist und immer zu mir stehen wird. Leistungsdruck adé, Liebe und Angenommensein her -ist doch cool, oder?

Also: Frohe Ostern!

Kategorien:nachdenkliches, religion Schlagwörter: ,

der einsamen Kämpferin gewidmet

27. Februar 2010 1 Kommentar

Immer mal wieder erreichen einen Mails von Menschen aus vergang’nen Zeiten. Und gerade in diesem neuen Jahr haben sich schon 3 verschollene Freundinnen/Bekannte aus alten Zeiten bei mir gemeldet (es lebe facebook und das Internet i.A.) Manche Mails sind schön, manche traurig und nachdenklich stimmend. Die Mails dieser Freundin stimmte mich mal wieder nachdenklich. Eine Frau, die so Eingies erlebt und mitgemacht hat und immer wieder gegen ignorante Menschenköpfe stösst. Wie weit ist es her mit unserem Mitgefühl und unserer Achtung für Menschen, die in der Sch***e steckten und sich raus strampeln? Und wie schnell setzt unser plattes Aburteilen ein, nach dem Motto: „Selber schuld!“?  Und woher nehmen wir das Recht, zu urteilen?

Hier ein paar Auszüge (mit Genehmigung unter Anonymität):

„[…] Manchmal frage ich mich, warum ich mich aus diesem ganzen Schlamassel raus gekämpft habe. Kaum jemand kann nachvollziehen, was es heisst, von der Strasse zu kommen, hundertfach misshandelt worden zu sein, schon von jungen Jahren an. Wenn man diesen ganzen Mist nicht mehr aushalten kann, bleibt einem nur, sich weg zu machen oder zu zu knallen. Und dann? Der beschissene Kreislauf um Drogen, Sex und Gewalt hat ja doch kein Ende, aber man kriegt es wenigstens nur noch ab und zu mit. […] Irgendwann, nach Tausend Versuchen und Fehlschlägen packt man es. Harte Jahre folgen. […] Scheiße man, das war echt ne scheißharte Zeit und die ganzen Weicheier mit ihren pseudo-Problemen gehen mir echt auf die Nerven. Die sollen einfach mal die Klappe halten und den Arsch zusammen kneifen! […] Echt man, und dann jammern sie rum wegen jedem Scheiß!!!

[…]Die Menschen um mich rum, selbst die, die mich zu kennen glauben, bekommen davon nichts mit. Miriam, manchmal fühle ich mich so scheiß einsam auf dieser Welt. Diese Welt ist so hart und grausam und ungerecht und ignorant und kalt und oft genug wünsche ich mich zurück, nur für einen Tag oder zwei, einfach mal wieder zuknallen.[…]

[…] Ja, ich habe es geschafft, ich bin sauber, habe sogar studiert und einen anerkannten Beruf. Viele sind auf der Strecke geblieben! Ich bin immer noch nicht eine „ganz normale“ Frau, ich bin nach wie vor eigen und verrückt, gehe auf Parties, versage in Männerfragen, trinke mein Beck’s. Ich verdiene nicht schlecht und sehe ganz fit aus, keiner sieht mir meine Vergangenheit hat und was meinen Immunstatus angeht, bin ich auch im grünen Bereich. […] und doch ekelt es mich manchmal an, als wenn ich mich nun nicht mehr an Männer verkaufen würde, dafür aber an den Staat und die Gesellschaft. Ist das das Leben? Macht das denn Sinn??? Ich rede schon lange nicht mehr über meine Vergangenheit. Die Menschen bekamen so einen komischen Blick. Mitleidig und angeekelt, entsetzt und fasziniert, als wenn ich ein Teil einer Freakshow wäre. Nein, das habe ich schon lange aufgegeben, doch es macht mich nur noch einsamer.  Weißt Du was ich meine? Was machst Du, wenn die Vergangenheit mal wieder ganz brachial über Dich herein bricht? […] ich weiß überhaupt nicht mehr, wer ich bin und wofür ich lebe.[…]

Nun ist Meike* ne echt fitte Frau und keiner käme auf die Idee, so eine  Vergangenheit (inclusive den Folgeschäden wie HepC und HIV, was für sich genommen auch schon heftig genug ist, sich damit zu arrangieren!)  bei ihr zu vermuten. Und doch, die Narben und Verletzungen der Seele sind zwar nicht sichtbar, aber für sie immer noch real und spürbar. Und was glaubt ihr: braucht so jemand Moralpredigten? Braucht so jemand noch mehr ignorante Menschen?

Leute, wir wissen nie, was der Mensch, der uns gegenüber steht durchgemacht hat, was ihn bewegt und geprägt und verletzt hat und zu dem Menschen werden lassen, der er/sie jetzt ist.

Es gibt diesem Spruch (Keine Ahnung von wem der ist): „Wenn jeder alles vom Anderen wüsste, es würde jeder gerne verzeihen“  Ich würde den ausweiten: „Wenn jeder alles vom Anderen wüsste, würden wir behutsamer miteinander umgehen“ und ich möchte glauben, dass es wahr ist, auch wenn mich auch meine Erfahrung gelehrt hat, dass Menschen gerne in die Wunden anderer hauen oder eben doch nicht damit umgehen können, wenn man sich offenbart.

Aber ich zähle mich selbst zu den Menschen, die an das Gute glauben, die sich immer wieder auf den Weg machen, neu Hoffnung und Zuversicht zu finden. Mein Gott verlässt mich nicht. Das ist es, was am Ende zählt für mich.

Ich weiß, Meike wird diese Krise durch stehen, aber ich weiß auch, wie hart es sein kann, einsam auf der Welt zu sein. Und eines kann ich Euch sagen: manchmal brauchen Menschen einen Freund, bei dem sie sich einfach anlehnen können. Jemanden, der nichts groß sagt (denn da gibt es nicht viel zu sagen), sondern einfach da ist und einen festhält…

*Name geändert

Diese Mail hat mich an ein Gedicht denken lassen, das vor viele Jahren zu meinen Lieblingsgedichten zählte. Entsprechend meiner damaligen Verfassung waren meine Favoriten Schriftsteller der schwarzen Romantik, ganz oben natürlich Baudelaire.

"die Zerstörung"

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